Zusammenfassung
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, regionale Unterschiede des Gesundheitszustandes
der Bevölkerung in Deutschland auf Ebene der Kreise und kreisfreien Städte aufzudecken
und deren möglichen Ursachen zu identifizieren. Gesundheit als latentes Konstrukt
ist keiner direkten Messung zugänglich. Daher wird für Gesundheit stellvertretend
die Lebenserwartung berechnet. Für den analytischen Teil der Arbeit wurde eine umfangreiche
Datenbank mit Daten aus den Bereichen Sozioökonomie, Umwelt, Bildung sowie medizinische
Versorgung aufgebaut und verwendet. In einem ersten Schritt wurde die Vielzahl der
unabhängigen Variablen durch eine Faktorenanalyse zu drei Faktoren (sozioökonomische
Rahmenbedingungen, Umwelt, medizinische Versorgung) verdichtet. Auf diesen Ergebnissen
aufbauend wurde die regionale Verteilung der drei Faktoren mit einer Clusteranalyse
dargestellt. Im letzten Schritt wurden die Faktoren für das multiple Regressionsmodell
genutzt, um die Wirkstärke der Faktoren auf die Lebenserwartung der Bevölkerung Deutschlands
zu identifizieren. Die Ergebnisse zeigen, dass sozioökonomische Bedingungen den größten
Einfluss auf die Gesundheit haben. Daher greifen gesundheitspolitische Präventionskampagnen,
die die sozioökonomischen Bedingungen der Bevölkerung unberücksichtigt lassen, zu
kurz.
Abstract
The aim of this study is to show health differences at a county level in Germany and
to identify possible reasons for these differences. The study calculates life expectancy
as being representative for the health status. The analytical part of the study uses
a wide database with socioeconomic, environmental, educational and health-care data.
In a first step, the set of variables is reduced by a factor analysis and three factors
are generated (socioeconomic conditions, environment, health-care). Secondly, a cluster
analysis is used to show the regional distribution of the gained factors and thirdly
a regression analysis is used to show the influence of the three factors on life expectancy.
The results of the regression analysis show that socioeconomic conditions have the
greatest influence on health status. Because of this, preventive health-care measures
should integrate an improvement of socioeconomic conditions.
Schlüsselwörter
regionale Unterschiede - Gesundheitszustand - Lebenserwartung - sozioökonomische Bedingungen
Key words
regional differences - health status - life expectancy - socioeconomic conditions
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1 Variante 1-W1 entspricht jährlichem Wanderungssaldo von+100 000 Personen.
2 Dies bestätigen ebenfalls die berechneten Lebenserwartungen auf Kreisebene des Bundesinstituts
für Bau-, Stadt- und Raumforschung. Ihnen liegen ebenfalls für den Bevölkerungsstand
nur Daten bis zum Alter 75+ vor. Veröffentlicht wird jedoch die Lebenserwartung bis
zum Alter 85+. Dies ist möglich, da die Bevölkerungsanteile der Bevölkerung der neuen
bzw. alten Bundesländer genutzt und für die Bevölkerung im Alter von 75-85+ der jeweiligen
Kreise aus „Ost- und Westdeutschland” unterstellt werden.
3 Die niedrigste Lebenserwartung der Frauen liegt in Zweibrücken, jedoch hat Zweibrücken
nur eine weibliche Bevölkerung von ca. 17 900. Daher ist das Konfidenzintervall für
die Lebenserwartung relativ breit. (78,24 Jahre ≤ 79,62 Jahre ≤ 81,00 Jahre).
4 4. Easy Map
5
nêx −
1,96 * S.E.(nêx) ≤ nêx ≤ nêx +1,96 *S.E.(nêx)
6 Hamburg und Bremen sind in der Auswertung nicht enthalten, da sie keine oder nur
eine geringe Einteilung bezüglich der Kreisebene aufweisen.
9 MOLAND (Monitoring Land Cover/Use Dynamics) ist ein von der EU gefördertes Projekt,
dass die zeitliche Veränderung der Landnutzung untersucht.
Korrespondenzadresse
N. LatzitisDipl. Demogr
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
am Fachgebiet Management im
Gesundheitswesen
Technische Universität Berlin
Straße des 17. Juni 135
10623 Berlin
Email: ninon.latzitis@tu-berlin.de